Erste Bezirksgemeinde Schwende-Rüte trifft Entscheidungen

2022-08-20 11:54:39 By : Mr. Yingchun Luan

Der frisch fusionierte Bezirk Schwende-Rüte traf am Sonntag seine ersten Entscheidungen. Es war ein historischer, emotionaler und spannender Tag.

«Das ist ein historischer Moment», sagte Angela Koller, Grossrätin und ehemalige Bezirksrätin von Rüte, an der Bezirksgemeinde Schwende-Rüte am Sonntag. Die Fusion der Bezirke Schwende und Rüte ist die erste im Kanton seit 150 Jahren. Und das sei ein Moment des Übergangs: Mit den Jahresrechnungen wurden die letzten Geschäfte der alten Bezirke durch die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger angeschlossen. Mit der Wahl der Behördenmitglieder und den gesetzlichen Grundlagen wurde der Bezirk konstituiert.

Vor Angela Koller sassen neben den beiden Landammännern Roland Dähler und Roland Inauen und dem Ratsschreiber Markus Dörig rund 600 Stimmberechtigte des neuen Bezirks Schwende-Rüte. Für 800 Menschen wäre die Turnhalle Gringel in Appenzell bestuhlt gewesen. Manche der Plätze dürften auch aus Protest leer geblieben sein. Der frisch gewählte regierende Hauptmann von Schwende-Rüte, Bruno Huber, sagte: «Ich fürchte, manche, die sonst an den Bezirksgemeinden waren, sind heute ferngeblieben.»

Bruno Huber schätzte, dass mehr Stimmberechtigte aus Schwende als aus Rüte da waren. Schon bei den Urnenabstimmungen vergangenes Jahr war die Zustimmung zum Zusammenschlussvertrag in Rüte mit 52 Prozent tief. Schwende dagegen sagte mit einer Zweidrittelmehrheit Ja. Ob es an der Steuererhöhung für Rütnerinnen und Rütner liegt oder emotionale Gründe hat, Huber sagte: «Ich verstehe, dass Veränderungen schwer sind. Es ist eine zentrale Herausforderung, auch die Fusionsgegner ins Boot zu holen.»

Sepp Manser, der neue stillstehende Hauptmann, sagte, dass nur wenige negative Meinungen an ihn herangetragen worden seien. «Wir müssen aber auch die Fusionsgegner mitnehmen, um gemeinsam voranzugehen.» Er ist zuversichtlich: Der Bezirksrat sei gut aufgestellt. An der ersten Sitzung des Bezirksrats am 9. Mai werde mit der Ressortaufteilung ein erster wichtiger Schritt gemacht.

Bruno Huber sagte, der Bezirksrat werde weiterhin transparent und klar über die Entscheidungen informieren. «Wir müssen unsere Ziele klar kommunizieren, und die Bevölkerung muss wissen, dass sie mitsprechen darf.» Er rechnete damit, dass es Reaktionen geben wird. «Ich hoffe, die Leute beteiligen sich. Zwingen können wir niemanden.»

Auch Grossrätin Angela Koller wisse, dass der Neuanfang immer auch ein Abschied sei. Sie hoffe darum auf die Arbeitsgruppe Zemecho, welche helfen solle, die Bevölkerung des Bezirks zusammenzuführen. Am Samstag fand die erste gemeinsame Veranstaltung in Weissbad unter dem Motto «Me zeirid de Haag ab» statt.

Schwende-Rüte hatte die ungewöhnliche Ausgangslage, dass sich mehr Kandidierende für den Bezirksrat bereitstellten, als das Gremium Plätze hat. Entsprechend spannend waren die Stimmgänge. Die Abstimmung für den dritten und vierten Platz wurde wiederholt, die fünfte Abstimmung gar ausgezählt. Gewählt wurden schliesslich Markus Steiger, Bruno Hehli, Sepp Inauen, Sandra Wild, und Albert Manser. Die Wahlresultate der weiteren Behördenmitglieder waren dagegen einstimmig.

Auch Angela Koller wurde für die Wahl der Frau Hauptmann nominiert. Acht Jahre lang sass sie im Bezirksrat und prägte den Fusionsprozess entscheidend mit. Sie sagte: «Nach reiflicher Überlegung habe ich beschlossen, meine Energie in andere Projekte zu stecken.» Sie will weiterhin Grossrätin und interessierte Bürgerin sein.

Am Sonntag hat Bruno Huber schon Ziele für den Bezirk: «Wichtig ist jetzt, den Bezirk zum Laufen zu bringen.» Vieles müsse organisiert werden, angefangen beim Logo auf dem Briefpapier. Auch die Verwaltung müsse aufgebaut werden. Dazu käme die übliche Kommunalpolitik mit Geschäften wie etwa dem Raumentwicklungskonzept. «Ich hoffe, dass die Fusion mit demselben Tempo und der gleichen Dynamik wie bisher weitergeht.»