Geschichte der Boeing: Ein Jumbo zum Fliegen und Knuddeln

2022-09-03 09:28:13 By : Ms. Miranda Wei

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09.02.2019 · Vor fünfzig Jahren hebt die Boeing 747 zum ersten Mal ab. Der damals größte Passagierjet der Welt schreibt eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Und jeder liebt seinen Buckel.

D ie unvergleichliche Karriere dieses Flugzeugtyps konnte sich wohl niemand vorstellen, als am 9. Februar 1969 auf dem Boeing-Werksflughafen Everett nahe Seattle im Bundesstaat Washington erstmals eine 747 erfolgreich vom Boden abhebt. Das zu dieser Zeit größte Passagierflugzeug der Welt absolviert vor den Augen der erwartungsvollen Weltpresse einen problemlosen Flug und beendet ihn unspektakulär mit einer perfekten Landung. Die dreiköpfige Crew, zwei Testpiloten und ein Flugingenieur, freuen sich zusammen mit den Verantwortlichen von Boeing und Tausenden Mitarbeitern riesig über diesen Erfolg.

Denn es ist ein ziemliches Wagnis für Boeing, die für die damalige Zeit extrem große Passagiermaschine zu entwickeln, die rasch den Spitznamen Jumbo erhält. Die Fachwelt ist sich in den 1960er Jahren nicht sicher, ob die zunächst rund 350Plätze und zwischen 59 und später 68 Meter Spannweite aufweisende 747 von den Fluggesellschaften angenommen wird. Den auch mit Hilfe der vierstrahligen 747 entstehenden Boom des Luftverkehrs sieht noch niemand ernsthaft voraus. Der einstige Gigant Pan Am gibt den Anstoß für ihre Entwicklung. Pan Am bestellt als erste Airline 25 Exemplare. Renommierte europäische und weltweit tätige Fluggesellschaften wie Lufthansa, Air France und British Airways folgen. Vor allem die Lufthansa fliegt 747 vieler Baureihen, und bis heute ist der Jumbo eines der Arbeitstiere der Kranich-Linie.

Alleinstellungsmerkmal der 747 ist ihr charakteristischer Buckel. In diesem sitzt das Cockpit, dahinter entweder eine Bar oder ein Abteil für First- oder Business-Class-Passagiere. In den ersten Varianten besteht die Crew noch aus zwei Piloten und einem Flugingenieur. Dieser wird in späteren Varianten wegrationalisiert, so dass die Mehrzahl aller 747 mit einem Zweipersonen-Cockpit, also zwei Piloten oder Pilotinnen, fliegt.

Die 747 kann je nach Bestuhlung unglaublich viele Passagiere aufnehmen. Vorwiegend asiatische Airlines quetschen bis zu 650 Fluggäste in ihre Jumbos. Außerdem ist die 747 vielseitig. So gibt es reine Frachtvarianten mit aufklappbarem Bugtor. Eine in ihrer Struktur verstärkte 747 diente zum Transport des Space Shuttle, das oben auf ihrem Rumpf verankert wurde. Spezialversionen mit vergrößertem Rumpf befördern als sogenannte Dreamlifter Komponenten der Boeing 787. Zwei umgebaute Maschinen waren sogar als riesige Löschflugzeuge im Einsatz, eine auf Basis der kürzeren SP-Version umgebaute 747 dient als fliegendes Teleskop. Zudem fliegen zwei amerikanische Regierungsflugzeuge als Airforce One oder Airforce Two, je nachdem ob der Präsident oder sein Vize an Bord ist. Diese beiden als Typ VC25A bezeichneten Flugzeuge auf Basis der 747-200B sind mit einem Raketenabwehrsystem ausgerüstet und können in der Luft betankt werden.

Seit Beginn ihres Linienbetriebs 1970 erhält die 747 im Laufe der Jahrzehnte immer stärkere Triebwerke, eine modernere Bedieneinheit mit Glascockpit, mehr Zuladung, Spannweite, Gewicht und Reichweite. So können etwa die jüngsten 747-8-Versionen der Lufthansa Distanzen von 13.100 Kilometern zurücklegen. Gleichzeitig geht der Kraftstoffverbrauch der vier Triebwerke, die bis auf die jüngste 747-8I-Baureihe immer gleichzeitig von mehreren Herstellern angeboten wurden, beständig zurück. Stete Modifikationen und Verbesserungen führen dazu, dass sie trotz der Einführung ihrer Konkurrenzmodelle Airbus A340 und A380 bis heute in Produktion ist. Allerdings gibt es seit längerem keine Bestellung mehr für die aktuelle Passagiervariante 747-8I. Lediglich die Frachtversion 747-8F wird noch gebaut.

Selten fliegt die 747 sogar als Fünfstrahler. So ist unter der Tragfläche direkt neben dem Rumpf auf der Seite des Flugkapitäns eine Befestigungsmöglichkeit für eine Turbine angebracht. Diese kann im Bedarfsfall schnell und günstig transportiert werden. In Betrieb ist sie während des Flugs nicht. Zuletzt klemmte die australische Airline Qantas im Januar 2016 auf diese Weise einen Ersatzmotor unter den Flügel einer 747, um einen in Südafrika durch Turbinenschaden gestrandeten Jumbo mit Hilfe dieses Austauschtriebwerks rasch wieder in die Luft zu bekommen.

Nach mehr als 1540 ausgelieferten Exemplaren scheint die Produktion jetzt auszulaufen. Derzeit entstehen mit geringer Fertigungsrate noch etwa 20 bestellte Flugzeuge als Frachtversion 747-8F, bevor die Ära des Jumbojets 747 zumindest als Neuflugzeug wohl zu Ende geht. Letzter Kunde könnte der amerikanische Präsident Donald Trump werden, falls er in eine zweite Amtszeit gewählt wird. Er soll noch zwei neue 747 bekommen. Mit seinem Amtsantritt ist er von seinem eigenen Businessjet, einer zweistrahligen Boeing 757, auf die größere Regierungsmaschine 747 umgestiegen. Zahlreiche streng geheime Umbauten zum militärischen Kommandostand machen die beiden für ihn eingesetzten Jets zu zwei der teuersten und bestgeschützten Flugzeuge der Welt. Da beide älter als 30 Jahre sind, wurden schon zwei neue Jumbos von der dafür zuständigen Airforce bei Boeing gekauft. Diese werden nun aufwendig umgebaut. Praktischerweise sind sie schon produziert. Eine mittlerweile insolvente Fluggesellschaft hatte die beiden 747-8I bestellt, konnte sie aber nicht mehr bezahlen und abnehmen.

Geschichte der Boeing 747: Ein Jumbo zum Fliegen und Knuddeln

Ein Jumbo zum Fliegen und Knuddeln

Vor fünfzig Jahren hebt die Boeing 747 zum ersten Mal ab. Der damals größte Passagierjet der Welt schreibt eine unglaubliche Erfolgsgeschichte. Und jeder liebt seinen Buckel.

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