Ein Teil des Stützpunktes Krona, wo das neue Lasersystem gebaut wird
Der bodengestützte Laser Kalina soll Spionage-Satelliten wirkungslos machen.
Das Zerstören von Satelliten ist ein teures Unterfangen. Entweder braucht man spezielle Anti-Satelliten-Raketen oder eigene Jagd-Satelliten, die den feindlichen Erdbegleiter zerstören oder aus dem Orbit schubsen.
In beiden Fällen muss man etwas in den Weltraum schießen und dann dort auch das gewünschte Ziel treffen. Russland arbeitet an einer Alternative: eine bodengestützte Laserwaffe namens Kalina.
Kalina wird bei einem Weltraum-Beobachtungs-Komplex im Norden Kaukasiens gebaut, berichtet Space Review. Der Stützpunkt wird bisher dazu genutzt, um Satelliten zu erfassen, beobachten und zu fotografieren.
Dies passiert mit einem Radarsystem und einem „Laser Locator“. Der Laser Locator besteht aus 2 Teleskopen. Eines ist für Satelliten im niedrigen Erdorbit, das andere für Satelliten im hohen Orbit. Das Radar gibt die Flugbahn an den Laser Locator weiter, der richtet die Teleskope aus. Die Teleskope nutzen nun einen Laser, um die Distanz zum Satelliten zu messen. Außerdem wird der Satellit so beleuchtet, um ihn fotografieren zu können. Dies soll bei Tag und bei Nacht möglich sein.
Kalina wird das System nun ergänzen. Es funktioniert ähnlich wie der Laser Locator, hat aber einen stärkeren Laser. Am Stützpunkt wird dazu ein neues Teleskop errichtet. Ein Tunnel bzw. Schacht verbindet es mit dem Laser-Locator-Gebäude, wie teilweise auf Aufnahmen von Google Earth erkennbar ist. Das deckt sich mit Skizzen von Kalina, die in russischen Gerichtsunterlagen zu finden sind.
Ein Teil des Stützpunktes Krona. Rechts unten ist zu sehen, wie das neue Teleskop per Tunnel mit dem Gebäude verbunden wurde, in dem der Laser Locator untergebracht ist
© Google Earth / Maxar Technologies
Der Laserstrahl wird im Laser-Locator-Gebäude erzeugt. Mit Glasfaserkabeln, die im Tunnel verlaufen, wird der Laser zum Teleskop gebracht. Mit Spiegeln wird der Laserstrahl dann auf das Ziel ausgerichtet.
Das Teleskop sendet nicht nur einen Laserstrahl aus, sondern empfängt auch dessen Reflexion. So soll ein scharfes Bild des Satelliten auf einem Zielgerät dargestellt werden. Das Personal sieht das Bild des Satelliten und richtet dann den Laserstrahl so aus, dass die optischen Sensoren getroffen werden. Der Satellit kann dann keine brauchbaren Fotos mehr liefern. Je nach Wellenlänge des Lasers könnte auch das Erstellen von Infratotbildern so verhindert werden – der Spionagesatellit wird damit de facto nutzlos.
Aus den Unterlagen von Kalina geht hervor, dass eine Fläche von etwa 100.000 Quadratkilometern so vor neugierigen Satelliten geschützt werden kann. Damit könnte ganz Österreich abdeckt werden (83.882 Quadratkilometer), Russland ist aber mit 17 Millionen Quadratkilometern doch deutlich größer. Zudem kann Kalina immer nur einen Satelliten blenden und nicht mehrere gleichzeitig.
Man kann davon ausgehen, dass Kalina eine Art Versuchsprojekt ist. Sollte es gut funktionieren, könnten weitere Kalina in Russland gebaut werden. Denkbar ist aber auch, dass in einer weiteren Entwicklungsphase die Stärke des Lasers erhöht werden kann, um Satelliten nicht nur zu blenden, sondern zu beschädigen oder zu zerstören.
Bei bodengestützten Lasersystemen sind solche Upgrades üblicherweise einfacher realisierbar als bei mobilen Lösungen. Laserwaffen auf Panzern, Lkw oder Flugzeugen müssen spezifisch gebaut und designt werden, um eben in das Transportmittel zu passen – eine höhere Leistung könnte ein komplett neues Design erfordern.
Einen mobilen Blend-Laser hat Russland nach eigenen Angaben seit 2019 im Einsatz. Das Peresvet genannte System soll ebenfalls Satelliten blenden können, bis zu einer Flughöhe von 1.500 Kilometern. Wie groß das Gebiet ist, das Peresvet vor Satellitenbeobachtung schützen kann, ist nicht bekannt.
Wann Kalina voll einsatzbereit ist, ist nicht bekannt. Expert*innen rechnen mit Ende 2023, sofern es keine Verzögerungen gibt. Darauf deutet zumindest der Lebenslauf es Chef-Designers des Elektromotors von Kalina hin. Dort ist seine Beteiligung am Kalina-Projekt von April 2021 bis September 2023 angegeben. Die aktuellen Sanktionen gegen Russland, die auch viele technischen Komponenten betreffen, könnten aber für eine Verzögerung sorgen.