James Webb: Super-Teleskop zeigt Jupiter, wie wir ihn noch nie gesehen haben | STERN.de

2022-08-27 03:59:13 By : Mr. Tom Zou

"Die bislang tiefste und schärfste Infrarot-Aufnahme des weit entfernten Universums": Mit großem Bahnhof hat die Nasa die erste Aufnahme des zehn Milliarden Euro teuren Weltraumteleskops "James Webb" präsentiert, weitere werden folgen; einige sind schon hinzugekommen. US-Präsident Joe Biden persönlich wohnte der Zeremonie bei. Doch was  genau zeigen die Aufnahmen? Und ist die Aufregung gerechtfertigt?

In der Mitte der ersten "James-Webb"-Aufnahme sind mehrere helle weiße Punkte (nicht die mit den Sternenstrahlen) zu erkennen. Das ist der Galaxie-Cluster SMACS 0723, wie Ulrich Walter, Professor für Raumfahrttechnik an der TU München, auf Anfrage erklärt. Das Licht dieses Clusters war 4,6 Milliarden Jahre unterwegs, bis es von "James Webb" empfangen wurde.

SMACS 0723 agiert dabei wie eine Linse, die das Licht wesentlich weiter entfernter, dahinterliegender Galaxien vergrößert und sichtbar macht. Diese sind laut Walter auf dem Bild als kreisförmig angeordnete, langgezogene orangene Flecken zu erkennen. "Diese Galaxien haben winzige, schwache Strukturen, die man nie zuvor gesehen hat, einschließlich Sternen-Clustern und diffusen Merkmalen", schreibt die Nasa.

Nach dem Urknall vor etwa 13,8 Milliarden Jahren habe das Universum nur aus Wasserstoff und etwas Helium bestanden, erklärt Walter. "Die Elemente, aus denen wir hauptsächlich bestehen (Kohlenstoff, Sauerstoff, Stickstoff) wurden vor etwa 13 Milliarden Jahren in den Sternen dieser ersten Galaxien erbrütet." Durch Supernova-Explosionen seien sie in unseren Bereich des Universums geschleudert worden. Dort sei dann unser Sonnensystem und unsere Erde vor 4,5 Milliarden Jahren entstanden.

Walter spricht von "sehr beeindruckenden Bildern". Stefan Dreizler, Astrophysik-Professor an der Uni Göttingen, sagt: "Es ist keine Frage, dass das 'James Webb'-Teleskop in vielen Bereichen einen neuen Maßstab setzen wird. Von daher bin ich auch sehr gespannt auf die ersten Daten."

"James Webb" liefert laut Walter Bilder mit wesentlich besserer Schärfe und auch einem größeren Sichtbarkeitsbereich. Es gebe aber auch einen Nachteil im Vergleich zu Hubble. "Leider wird das 'James-Webb'-Teleskop, obwohl etwa fünf Mal teurer als Hubble, nur etwa zehn Jahre arbeiten können." Hubble sei von 1992 bis heute aktiv. Dreizler betont, dass das neue Teleskop weit entfernt von der Erde positioniert ist. Es werde also ungestörter und effizienter als Hubble beobachten. "James Webb" werde auch die Atmosphären von Planeten anderer Sterne untersuchen können. "Das wird sehr viele extrem spannende Resultate bringen, die vorher nicht machbar waren."

Raumfahrttechnik -Experte Walter antwortet mit einer Gegenfrage: "Wann ist ein Teleskop, das etwa zehn Milliarden US-Dollar kostet, ein Erfolg? Wenn es das tut was es soll! Und es hat bewiesen, dass es das kann." Jetzt müsse das Teleskop "einfach weiter liefern". Es sei zu hoffen, dass keine Systeme ausfallen. "Dann wäre vieles in den Sand gesetzt." Für Dreizler hat das "James Webb" bereits mit dem ersten Bild gezeigt, dass es die Erwartungen an die erreichbare Auflösung auch liefert.

Der stern zeigt fortlaufend die spektakulärsten Aufnahmen des Webb-Teleskops.

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