Lütisburg erhält keine neue Mehrzweckhalle – Schulratspräsident Josef Rütsche tritt zurück

2022-09-10 12:03:20 By : Mr. Yifa Rong

Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger der Schulgemeinde Lütisburg lehnen den Kredit für die neue Mehrzweckhalle ab. Knapp 55 Prozent sagen Nein. Josef Rütsche tritt per Ende März als Schulratspräsident zurück.

Die Ernüchterung war spürbar beim Apéro der IG Lütisburg im Primarschulhaus. Dort erfuhren die Befürworter des Projekts PSL 2020plus von Schulratspräsident Josef Rütsche persönlich, dass die Schulbürgerinnen- und Bürger sich gegen den Neubau einer Mehrzweckhalle mit Nebenräumen entschieden haben. Knapp 55 Prozent lehnten den Kredit für die Halle über 8,5 Millionen Franken ab. Der Kredit von rund 4,5 Millionen Franken für die Erweiterung des Schulhauses Neudorf fand hingegen eine Mehrheit von rund 57 Prozent. Die Stimmbeteiligung bei beiden Vorlagen lag nur knapp unter 70 Prozent, was einem hohen Wert entspricht.

Josef Rütsche trat gefasst vor die Befürworter. Er sehe nicht sich oder den Schulrat als Verlierer, sondern das Dorf Lütisburg, das eine tolle Chance verpasst habe. Dennoch gelte es, das Resultat zu akzeptieren. Er freue sich aber, dass sich die Bürger zur Erweiterung des Schulhauses Neudorf bekannt hätten.

An deren Umsetzung wird Josef Rütsche nicht mehr allzu stark beteiligt sein. Der Schulratspräsident verkündete, dass er sein Amt per Ende März 2019 niederlegen werde. Dies hätte er aber auch bei einem zweifachen Ja getan, so Rütsche. «Ich bin sehr stolz, dass wir nach all den Jahren der Verhinderungspolitik es überhaupt geschafft habe, ein so tolles Projekt an die Urne zu bringen», sagte Rütsche. Die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger verlange in Bezug auf die Mehrzweckhalle aber andere Ideen und damit auch eine andere Führung. Er, der nächsten Sommer 67 Jahre alt wird, wolle nun einer jüngeren Generation Platz machen «und den Weg für eine unbelastete Zukunft ebnen». Ziel sei es, im ersten Quartal 2019 Ersatzwahlen abzuhalten und einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten.

Im Gespräch nach Bekanntgabe des Resultats betonte Rütsche noch einmal, dass er sehr stolz auf die Arbeit der Baukommission sei. Er habe viele positive Reaktionen auf das Projekt erhalten und er glaube auch nicht, dass die Turnhalle aufgrund von Mängeln abgelehnt worden sei. «Letztlich war die Halle den Bürgern wohl zu teuer. Offenbar war der Wille, sich solidarisch zu zeigen, wenn man nicht zu den grössten Profiteuren gehört, zu klein», macht Rütsche einen Erklärungsversuch. Die Umsetzung des Schulraumteils werde nun umgehend beginnen, da man diese im Jahr 2020 abschliessen wolle. «Die einzige Enttäuschung, die ich verspüre, ist, dass der Gemeinderat einerseits nicht klar Stellung zum Projekt bezogen und andererseits nur negative finanzielle Aspekte ins Feld geführt hat», sagt Rütsche abschliessend.

Gemeindepräsidentin Imelda Stadler entgegnet auf Anfrage: «Der Gemeinderat hat die möglichen Konsequenzen bei einer Annahme des gesamten Projekts klar aufgezeigt. Dies war uns ein Anliegen und auch unsere Hauptaufgabe.» Da es sich um eine Vorlage der Schule handle, liege es nicht in erster Linie am Gemeinderat, Stellung zu beziehen oder das Resultat zu kommentieren. Dennoch hält sie fest: «Den Willen der Bürger gilt es zu akzeptieren. Einer Mehrheit war die Mehrzweckhalle offenbar zu teuer.» Persönlich bedauere sie es für die Vereine, dass vorerst keine neue Halle entstehe.

Beim Turnverein Lütisburg (TVL) war die Enttäuschung denn auch gross. Dessen Präsident Andreas Solenthaler, der beim Apéro der IG dem Resultat entgegengefiebert hatte, sagte im Anschluss an das Ergebnis: «Es ist schon ein rechter Knick. Mit einer neuen Halle wäre eine sehr positive Dynamik im Dorf und in den Vereinen entstanden. Nun wird wohl eher das Gegenteil eintreffen.» Er betonte, dass der TVL weiterhin die Jugend fördern werde. Zur Hallensituation meint Solenthaler: «Wenn ein Projekt kommt, das wir unterstützen können, sind wir sicher dabei. Für uns ist weiterhin unabdingbar, dass die Turnhalle unterteilbar ist.» Er frage sich allerdings, wer sich nach diesem Resultat eines neuen Projekts annimmt. «Denn eines ist unumstritten: Es braucht etwas Neues», sagt Solenthaler.