Leichtathletik-EM in München: Deutscher Abend der fünften Plätze

2022-08-20 11:51:43 By : Ms. Lina Kong

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Gold für die Ukraine: Maryna Bech-Romantschuk Bild: Reuters

Für gleich fünf deutschen Leichtathleten fehlt nicht viel zum Medaillenglück. Die EM-Party in München steigt dennoch. Eine besondere Geschichte gehört zur Siegerin im Dreisprung.

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E s kann nicht jeden Tag einen Medaillenregen für die deutsche Leichtathletik-Mannschaft geben – der prächtigen Stimmung im Münchner Olympiastadion tat dies bei der Abend-Session am Freitag aber dennoch keinen Abbruch. Jede Party lebt schließlich davon, dass es den Gästen gut gefällt. Und die hatten am Freitag genügend Grund zum Feiern.

Acht Entscheidungen standen am fünften Wettkampftag an, davon sechs in Spielfilmlänge binnen gut 90 Minuten auf der Laufbahn. Erste Siegerin des Abends wurde die Britin Laura Muir – die Olympiazweite und WM-Dritte gewann in 4:01,08 Minuten erwartungsgemäß über 1500 Meter.

Auch dass ihr Teamkollege Zharnel Hughes über 200 Meter in 20,07 Sekunden als erster die Ziellinie überquerte, konnte vorhergesagt werden, schließlich war der in Anguilla geborene Brite schon Zweiter über 100 Meter und 2018 sogar Europameister im Kurzsprint. Deutlich überraschender mutete da schon der Erfolg des Finnen Topi Raitanen nach 8:21,80 Minuten über 3000 Meter Hindernis an.

Das schöne aus deutscher Sicht: in allen drei Wettbewerben zeigten einheimische Teilnehmer gute Vorstellungen: Hanna Klein, Karl Benedorf und Joshua Hartmann kamen jeweils als Fünfte ins Ziel. „Mit der Platzierung kann ich mich glücklich schätzen“, resümierte Mittelstrecklerin Hanna Klein über ihre Vorstellung in 4:05,49 Minuten. Knapp zwei Sekunden fehlten zu einer Medaille. „Mir ist kein Weg eingefallen“, sagte die Tübingerin kokett über das Problem, dass sie taktisch ungeschickt im Pulk eingeschlossen war und dadurch der Weg weiter nach vorne für sie versperrt.

Als „sehr lehrreich“ bezeichnete Karl Bebendorf seine erste Teilnahme an einem EM-Finale. Der Dresdner Hindernisläufer empfand den vom Publikum lautstark begleiteten Rennverlauf mit vielen Positionskämpfen und Tempowechseln als „ein bisschen durcheinander“ – am Ende meinte er aber über das Erlebnis Europameisterschaft: „es war schön“.

Als erster Deutscher seit 36 Jahren konnte sich Joshua Hartmann für ein EM-Finale über 200 Meter qualifizieren. Der 23 Jahre alte Kölner galt somit von vornherein als Sieger, auch wenn er in 20,50 Sekunden über seiner persönlichen Bestzeit (20,33) blieb, die er im Halbfinale aufgestellt hatte. Doch auch damit hätten ihm sechs Hundertstel für eine Medaille gefehlt.

Über 400 Meter Hürden schien von vorneherein klar, dass nur Eine das Rennen gewinnen konnte: Femke Bol, schon über die flachen 400 Meter Europameisterin von München, dominierte dann auch erwartungsgemäß vom ersten Schritt an. Die rasende Holländerin siegte mit riesigem Vorsprung von gut eineinhalb Sekunden in Championships-Rekordzeit von 53,67 Sekunden.

Bis zur letzten Hürde lag auch Carolina Krafzik gut im Rennen, doch dann passte der Abstand nicht, sie musste Trippelschritte einlegen, verlor das Tempo und kam schließlich in 56,02 Sekunden unter Wert als Achte ins Ziel. Sie sei dennoch „glücklich“, überhaupt im Finale gewesen zu sein, behauptete die 27-Jährige. Schließlich hatte sie im Halbfinale eine persönliche Bestzeit aufgestellt: „An eine Medaille hab ich gar nicht gedacht.“

Ebenfalls Achte wurde Alexandra Burghardt über 200 Meter (23,24 Sekunden). Doch die Sprinterin aus Burghausen hat in diesem Jahr ja schon eine Medaille gewonnen: bei den Olympischen Winterspielen holte sie als Anschieberin im Zweierbob von Mariama Jamanka Silber. Gold über die 200 Meter von München gewann die Schweizerin Mujinga Kambundji (22,32).

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Spannender erschien der Kampf um Platz drei. Mittendrin: Joshua Abuaku von Eintracht Frankfurt, der das beste Rennen seines bislang 26 Jahre langen Lebens lief. In 48,79 Sekunden kam Abuaku ins Ziel, Bronze schien drin – doch der Zielfotoentscheid wies den Türken Yasmani Copello und den Franzosen Ludvy Vaillant als hauchdünn schneller aus. Abuaku fehlte eine Hundertstel. Ihm blieb, na klar: der fünfte Platz.

Ein Familientradition setzte Mykolas Alekna aus Litauen fort. Mit gerade mal 19 Jahren gewann er das Diskuswerfen (69,78 Meter). Sein Vater Virgilijus war zweimal Olympiasieger und zweimal Weltmeister. Henrik Janssen aus Magdeburgwurde Zehnter (61,11).

Extrem eng ging es in der Sandgrube zu: Die Münchnerin Neele Eckhardt-Noack verpasste bei ihren Heimspielen eine Medaille im Dreisprung nur knapp. Die 30-Jährige sprang 14,43 Meter weit und landete damit als beste Deutsche des Abends auf Platz vier – ganze zwei Zentimeter mehr hätten ihr Bronze eingebracht.

Gold sicherte sich Maryna Bech-Romantschuk mit europäischer Jahresbestleistung von 15,02 Metern. Die Ukrainerin war 24 Stunden zuvor noch undankbare Vierte im Weitsprung geworden und hatte danach bitterlich geweint. Nun jubelte mit ihr ein ganzes Land über das erste Gold für die vom Krieg gebeutelte Ukraine bei dieser Leichtathletik-EM.

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