Vom Bergwald ins Fußballstadion Eine kostenlose Tribüne für das Isar-Loisach-Stadion

2022-08-20 11:59:32 By : Ms. Flower Wen

Eine kostenlose Tribüne fürs Stadion? Für die meisten Fußballvereine klingt diese Vorstellung verlockend. Genau das könnte in Wolfratshausen passieren.

Wolfratshausen – Bürgermeister Klaus Heilinglechner denkt laut darüber nach, die Tribüne an der Bergwaldbühne ab- und im städtischen Isar-Loisach-Stadion an der Kräuterstraße wieder aufzubauen.

Die Freilichtbühne über den Dächern der Stadt, die seit geraumer Zeit im Dornröschenschlaf liegt, soll wie berichtet zwar wiederbelebt werden – allerdings sollen dort nur kleinere Veranstaltungen stattfinden. Die Metalltribüne, die laut Rathauschef Sitzplätze für bis zu 450 Zuschauer bietet, wird demnach künftig nicht mehr für die Bergwaldbühne benötigt. „Nachdem sich die Vereine bereits seit langer Zeit Zuschauerränge im Isar-Loisach-Stadion wünschen, habe ich der Betreibergesellschaft und den beiden Vereinen die Tribüne angeboten“, sagt Heilinglechner. Gemeint sind der BCF Wolfratshausen sowie der TSV Wolfratshausen.

Zur Erinnerung: In der Vergangenheit scheiterten sämtliche Tribünenpläne der Vereine an den hohen finanziellen Hürden. 2011 beschloss der Stadtrat unter Bürgermeister Helmut Forster, die Hälfte der Baukosten einer Tribüne im Farcheter Sportstadion zu übernehmen. Damals war die Rede von rund 200.000 Euro Gesamtkosten. Die andere Hälfte hätten sich BCF und TSV teilen sollen, das wären 50.000 Euro für jeden der zwei Vereine gewesen. Der Turn- und Sportverein winkte allerdings recht schnell mit der weißen Fahne: 50 000 Euro könne der Verein auf keinen Fall für eine Tribüne bereitstellen. Dem BCF waren somit die Hände gebunden – 100.000 Euro allein zu stemmen, war ein Ding der Unmöglichkeit.

Zurück zum aktuellen Angebot: Stadtrat Forster ist mittlerweile Ex-Bürgermeister – und Vize-Vorsitzender des Farcheter Ballclubs. Eine Tribüne in der Sportstätte an der Kräuterstraße „wäre eine tolle Sache für die Vereine und die Sportler“, betont Forster. Da sich das Isar-Loisach-Stadion in kommunaler Hand befindet, „bliebe die Tribüne trotzdem im Vermögen der Stadt“, ergänzt der Wirtschaftsreferent des Stadtrates.

Allerdings hat Forster Zweifel an der technischen Umsetzbarkeit der Idee: „Die Zuschauerränge am Bergwald sind sehr hoch und steil.“ Ob sich die Metallkonstruktion problemlos auf der verhältnismäßig kleinen Böschung im Stadion aufstellen ließe, stellt er zumindest in Frage. Hinzu komme, dass man noch nicht konkret darüber gesprochen habe „wer den Abbau, den Transport und den Aufbau bezahlen müsste“. Alles in allem rechnet BCF-Vize Forster „mit einer Summe, die deutlich im fünfstelligen Bereich liegen würde“. Er ist nicht sicher, ob das für die Vereine möglich wäre: „Die Sportclubs schwimmen nicht im Geld.“

Noch ein Wort zu den Zuschauerzahlen: Der Fußball-Bayernligist BCF steckt derzeit im Abstiegskampf. In der Saison 2017/2018 gab’s bislang zehn Heimspiele – laut dem Online-Portal „Fußball Vorort“ verfolgten die Partien unterm Strich 1140 Zuschauer. Das heißt, 114 im Durchschnitt. Im schlechtesten Fall wurden an der Kräuterstraße 80 Fußballfans gezählt, Heimspielrekord waren in der laufenden Spielzeit 160 Zuschauer. Zum Vergleich: Aufsteiger Traunstein ist im eigenen Stadion laut „Fußball Vorort“ der aktuelle Zuschauer-Primus (689 Frauen, Männer und Kinder im Durchschnitt) – der BCF rangiert auf dem vorletzten von 19. Plätzen. Die Rote Laterne in puncto Zuschauer trägt der SV Pullach: Statistisch betrachtet kamen jeweils 109 Anhänger von Gastgebern und Gästen zu den bis dato zehn absolvierten Bayernliga-Heimspielen.

Das letzte Wort in Sachen Tribüne ist für BCF-Funktionär Helmut Forster trotz aller möglichen Unwägbarkeiten noch nicht gesprochen. Denn: „Wenn es funktioniert, käme es allen zugute“ – also der Kommune, den Fußballern und dem TSV.