Zu wenige Züge, zu wenige Plätze und wachsender Unmut | Nachrichten.at

2022-08-20 12:02:09 By : Ms. Darlee Zou

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Von Philipp Hirsch, Gerhild Niedoba und Verena Mitterlechner  03. Juni 2022 00:04 Uhr

Fahrgäste, die auf der Weststrecke unterwegs sind, brauchen Stehvermögen. Die Züge sind voll, wer keinen Sitzplatz reserviert hat oder nicht das Glück hat, ohne Reservierung einen freien Platz zu ergattern, muss am Gang stehen oder auf den Treppen bei den Ausstiegen sitzen. "Der Zug von Salzburg nach München war vergangenes Wochenende überfüllt", berichtet der 17-jährige Paul Kirchsteiger, als die OÖN ihn am Linzer Hauptbahnhof befragen. Zwei Stunden lang habe er während der Fahrt stehen müssen. "Es war ein Chaos", sagt er. Derartige Schilderungen von Fahrgästen häuften sich in den vergangenen Tagen.

Die Züge sind so stark frequentiert wie lange nicht mehr. Gründe für die wachsende Beliebtheit des Bahnfahrens gibt es viele: mehr als 160.000 verkaufte Klimatickets, steigende Treibstoffpreise und wachsende Reiselust nach dem (vorübergehenden) Ende fast aller Corona-Schutzmaßnahmen.

Sogar im Vergleich mit den Jahren vor Corona gibt es ein massives Wachstum bei den Fahrgastzahlen: Im April 2022 wurden auf der Weststrecke 14 Prozent mehr Fahrgäste gezählt als im April 2019. Die ÖBB freuen sich über dieses Wachstum, es bringt aber auch Probleme mit sich: Die Infrastruktur kann mit diesem Anstieg nicht mithalten. Derzeit seien alle verfügbaren Züge im Einsatz, heißt es von den Bundesbahnen.

Ein Ausbau der Flotte sei aber geplant. 4,1 Milliarden Euro werden in neue Züge investiert. Mehrere neue Railjets und Cityjets befänden sich derzeit in der Fertigung. Das Ziel: Bis 2030 sollen im Fernverkehr 30 Prozent mehr Züge unterwegs sein.

Bis der Ausbau der Zugflotte abgeschlossen ist, müssen sich die Fahrgäste wohl weiterhin mit dem mangelhaften Platzangebot arrangieren. Am vergangenen Wochenende waren laut ÖBB elf Züge derart überfüllt, dass insgesamt 700 Fahrgäste nicht mitgenommen werden konnten.

Man habe Verständnis für den Frust der Betroffenen, teilten die ÖBB mit. Für das kommende Pfingstwochenende hat das Unternehmen nun Reserven mobilisiert: 13.000 zusätzliche Plätze sollen zur Verfügung stehen. Zusätzlich empfehlen die Bundesbahnen dennoch allen Fahrgästen, Sitzplätze zu reservieren. Eine Reservierungspflicht werde es aber nicht geben. Es müsse aber auf manchen Streckenabschnitten dennoch mit einer Aus- oder Überlastung des Platzangebots gerechnet werden, sagt ein ÖBB-Mitarbeiter den OÖNachrichten.

Die Schlagzeilen über abgewiesene Fahrgäste und überfüllte Züge nutzt der ÖBB-Konkurrent Westbahn und bietet nun eine "Mitfahrgarantie im 30-Minuten-Takt" für Fahrgäste an. "Wir garantieren jedem, der mit einem gültigen Ticket zum Zug kommt, dass er auch einsteigen kann", sagte gestern Westbahn-Geschäftsführer Thomas Posch den OÖN. Möglich sei dies, weil Westbahn-Fernverkehrszüge (im Gegensatz zu den ÖBB) für die Fahrt ohne Zugbegleitpersonal zugelassen seien. Formal dürften daher mehr Fahrgäste mitfahren, als Sitzplätze zur Verfügung stünden. "Es wäre unser Problem, wenn der Zug derart voll ist, dass unsere Stewards nicht mehr zur Ticketkontrolle durchkommen." Seit dem zehnjährigen Bestehen sei es noch "nie vorgekommen, dass jemand nicht einsteigen durfte". Dies sei auch auf eine größere Anzahl an Sitzplätzen (500) zurückzuführen, als etwa in ÖBB-Zügen angeboten werde.

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