B.Z. erklärt Herthas Gänsehaut-Choreografie gegen Frankfurt

2022-08-20 11:57:31 By : Mr. Leo Shen

Hertha spielt 1:1 gegen Frankfurt, doch die großen Gewinner sind Berlins Fußball-Fans. Die präsentieren im ersten Heimspiel nach Herthas 130. Geburtstag am 25. Juli eine sensationelle Choreografie!

Hertha-Torwart Oliver Christensen (23) schwärmt nach Abpfiff: „Das war mega-geil!“

Vor Anpfiff beginnt die Ostkurve die Choreo, zieht ein riesiges Bild Richtung Stadiondach. Es zeigt drei Generationen. Opa liest dem Sohn und Enkel auf dem Sofa die Historie des ältesten Bundesliga-Vereins vor (u.a. Deutscher Meister 1930 und 1931), der am 25. Juli 1892 nach einer Fahrt auf dem Dampfer „Hertha“ gegründet worden war.

Dann werden die sechs wichtigsten Kapitel der Hertha-Bibel einzeln vorgezogen. Die Bilder sind jeweils beschriftet: Unsere Fahne, Unsere Erfolge, Berlins Freunde, Unsere Stadt, Unsere Kurve, Unser Zuhause.

Kurios: Das Spiel gegen Frankfurt findet am 14. August 2022 statt. Genau 45 Jahre zuvor – auf den Tag genau – entstand die bis heute bestehende, tiefe Fan-Freundschaft zum KSC. Deshalb strahlt das Logo des Zweiligisten auf dem Kapitel „Berlins Freunde“.

Zwischen Ober- und Unterring schlängelt sich ein Slogan um das halbe Stadion: „Der Berliner groß und klein, schwört auf den Verein“. Die Fans singen dazu minutenlang: „Hertha BSC heißt unser Verein, Hertha BSC wird es immer sein.“ Dabei wedeln fast im ganzen-Stadion blau-weiße Fahnen, die zuvor auf die vielen Stadionsitze gesteckt wurden.

Es herrscht eine Mega-Atmosphäre im Olympiastadion, die schnell alle Herthaner ansteckt.

Sogar die Profis sind motiviert, Suat Serdar triff in den Fan-Gesängen in der 3. Minute zum 1:0.

Herthas Präsident Kay Bernstein (41), früher selbst bis 2006 Ultra in der Kurve, zu B.Z.: „Diese Choreo macht mich stolz wie Bolle. Ich hatte eine Gänsehaut und habe das ein oder andere Tränchen verdrückt. Das waren sehr emotionale Momente.“

Ein fulminantes Werk vom Förderkreis Ostkurve.

Bernstein weiter: „Besonders bemerkenswert daran ist, dass sie mit den Planungen direkt nach dem Relegationsspiel in Hamburg begonnen haben. Das zeigt die Aufopferungsbereitschaft. Es wurde nach dem Klassenerhalt sofort in ein positives Denken umgeschaltet. Nach tollen Choreos in den zwei vorherigen Spielen in Braunschweig und im Derby war das jetzt das nächste starke Zeichen unserer Fan-Szene! Da steckt viel Zeit, Arbeit und Liebe drin.“

Mehrere Wochen dauert so eine Choreo, die die Fans miteinander verbindet und die sie ohne Hilfe des Vereins auf die Beine stellen.

Aber sie kostet neben der Zeit (Freitagabend fand z. B. auch noch die Generalprobe im Stadion statt, alle Fahnen wurden in die Stadionsitze gesteckt, Flyer gedruckt und vor Anpfiff verteilt) auch Geld – diesmal ein fünfstelliger Betrag. Der Förderkreis Ostkurve sammelt dazu Spenden auf der eigenen Homepage.