Ciao Bella: 75 Jahre Vespa - n-tv.de

2022-09-10 12:02:48 By : karen liu

Ein Jahr bevor die Vespa in Rom der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, hatte der Piaggio-Ingenieur Corradino D’Ascanio in Form des MP6 einen Prototyp des in den kommenden Jahrzehnten zum Erfolgsmodell avancierenden Stadtrollers vorgestellt.

Noch wirkte alles etwas grau, aber die überragende Idee ist bereits zu erkennen.

Im April 1946 wird dann die Vespa 98 im Golfclub von Rom auf die Bühne gefahren. Schnell hatte die erste Vespa in Italien ihren Spitznamen weg: "Paperino" (Entchen) wurde sie genannt.

Dabei war das Entchen ein ganz schöner Feger. Aus den 98 Kubikzentimetern Hubraum des Einzylinders wurden 3,2 PS generiert und die beschleunigten die Vespa immerhin auf 60 km/h.

Die Vespa 98 Corsa war das erste Sportmodell von Vespa. Joseph Cau war der erste Pilot, der eine Vespa 98 auf einer Rennstrecke fuhr und den Monte Mario Hill Climb 1947 gewann. Die Form der Vespa 98 Corsa war eine Weiterentwicklung des ersten Modells, unterschied sich aber von Letzterem durch die Rennlenkstange und das aerodynamische Design. Obgleich die Vespa 98 Corsa mit dem Original-Zweitaktmotor des ersten Piaggio-Modells fuhr, wurde sie 80 km/h schnell.

1948 lancierte Piaggio eine neue Vespa. Zwischen 1946 und 1947 wurden 1183 Modelle der Vespa 125 ins Ausland verkauft. Vor allem die Schweizer lieben die Vespa. Ende 1947 beschließt Enrico Piaggio, die Produktion der Vespa 98 einzustellen und nur noch das Modell mit 125 Kubikzentimetern Hubraum zu produzieren.

Um die Wettbewerbsfähigkeit der Vespa auch weiterhin unter Beweis zu stellen, wird 1949 die Vespa 98 Corsa (Circuito) ins Rennen geschickt. Die rote Originalfarbe dieser Corsa-Modelle brachte ihnen übrigens den Spitznamen "kleiner brennender Ball" ein.

Die Alltags-Vespa wird unterdessen fleißig produziert, erfreut sie sich doch als städtisches und erschwingliches Fortbewegungsmittel immer größerer Beliebtheit. Allein von der Vespa 98 II werden 16.500 Modelle gebaut.

Den berühmtesten Geschwindigkeitsrekord erzielt allerdings ein Jahr später die Vespa Siluro (Torpedo). Am 9. Februar 1951 erreichte Dino Mazzonicini auf der Autobahn in der Nähe von Ostia eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 171,7 km/h.

Natürlich war es nicht nur der Geschwindigkeitsrekord, der die Produktion in die Höhe schnellen ließ und dazu führte, ...

... dass Produktionsabläufe modernisiert und vereinfacht wurden.

Echten Weltruhm erlangt die Vespa, als sie in ihrer aktuellen Ausführung in dem Filmklassiker von 1951, "Vacanze Romane" ("Eine Herz und eine Krone") mit Audrey Hepburn und Gregory Peck, die mobile Hauptrolle übernimmt.

Auch die Vespa 125 sollte mit größerem Vergaser und einem anderen Tank für sportliche Erfolge sorgen. Sie siegte bei einem Sechstagerennen und gewann den Preis des italienischen Motorradverbands.

1953 wurde die Vespa 125 U produziert. Da lediglich 7000 Exemplare verkauft wurden, avancierte die "Nützliche" (das U steht für Utilità, Nützlichkeit) zu einem der teuersten und begehrtesten Sammlerstücke unter den Vespa-Modellen.

Das Bedürfnis, nicht mehr nur allein zu reisen, wurde in den 50er-Jahren größer. Piaggio reagierte auf die Wünsche der Kunden 1955 mit dem Vespa Side-Car. Die Idee dazu entstand aber bereits 1948.

Ebenfalls im Jahr 1955 erblickte die Vespa GS das Licht der Welt. Ihr wird nachgesagt, aufgrund ihrer Schönheit die gesamte Motorroller-Branche nachhaltig beeinflusst zu haben. Die Vespa 150 GS hatte dank der direkten Erfahrungen des Racing Teams von Piaggio auch sportliche Referenzen aufzuweisen. Der Motor mit direkt mit dem Zylinder verbundenen Einspritzdüsen und Vier-Gangschaltung hatte einen längeren und breiteren Sitz und massive Räder.

Im Jahr 1956, also zehn Jahre nachdem das erste Modell produziert war, wurde die millionste Vespa verkauft. Zu diesem Zeitpunkt waren drei Modelle auf dem Markt: die 125, die 150 GS und die 150. Letztgenannte bot das beste Preis-Leistungs-Verhältnis und war für 148.000 Lira zu bekommen.

Im Jahr 1958 wurde eine neue Vespa 125 präsentiert. Ihre Kombination aus zwei Metallgehäusen sollte für die kommenden Rollerbauer wegweisend werden, denn diese Struktur hatte erhebliche Vorteile für die industrielle Produktion. Zudem erhielt die Vespa 125 einen kompakteren Motor, was die Pausbacken am Heck etwas schrumpfen ließ.

1959 erfuhr die legendäre Vespa 150 Gran Sport aus dem Jahr 1955 eine Neuauflage. Die Version VS5 wurde mit einem speziellen Tacho und einem vollständig verchromten Scheinwerfer ausgestattet. Zudem verfügte sie über ein revolutionäres Bremssystem.

Das Modell Vespa 150 GS (VS5) ist mit 80.000 Stück, die zwischen 1958 und 1961 gebaut wurden, das erfolgreichste in der Geschichte des Motorrollers.

Die Vespa 150 VBB feierte ihre Weltpremiere bei den Olympischen Spielen 1960 in Rom.

Mit der Absicht, ein größeres Publikum zu begeistern, entwarf Piaggio 1963 die Vespa 50, die mit dem Slogan "Jung, modern und … ohne Papiere" vermarktet wurde. Es war eine Vespa, die gemäß der Straßenverkehrsordnung von 1963 ab dem 14. Lebensjahr ohne Führerschein und ohne Kennzeichen gefahren werden durfte. Die Vespa 50 war der letzte von Corradino D’Ascanio entworfene Roller.

Die Vespa Super Sprint 90 war zweifellos eines der originellsten Modelle, die je gebaut wurden. Das Handschuhfach wurde zwischen Sattel und Lenker positioniert. Zudem wurde das Ersatzrad wie bei der Vespa GS 1955 an der Fußbank verankert. Die Vespa 90SS ist heute ein sehr begehrtes Sammlerstück.

Die Vespa 125 Primavera wurde 1967 mit dem Slogan "Mit einer Vespa darfst du sein" unters Volk gebracht. Vor allem junge, aktive Leute sollten sich davon angesprochen fühlen. Die lange Sitzbank ließ zudem einen entspannten Soziusbetrieb zu.

Nach dem Erfolg der Vespa Super Sport 180 entwarf Piaggio ein neues aktualisiertes Modell mit 180 Kubikzentimetern Hubraum. Auch das Fahrgestell und der Lenker wurden überarbeitet. Zwischen 1968 und 1973 wurden insgesamt 26.000 Exemplare hergestellt.

Die 1966 präsentierte Vespa 125 GT - das GT steht für Gran Turismo - ist die Nachfolgerin der Vespa 125 Super (VNC). Von dieser erhält sie auch den Motor und verfügt nun über 6,27 PS.

Auch die ab 1969 vermarktete Vespa 50 Special war für eine jugendliche Zielgruppe bestimmt. Zwischen 1969 und 1973 lancierte Piaggio eine heute nicht mehr ganz nachvollziehbare Werbekampagne: "Chi Vespa mangia mela" (Wer Wespe ist, isst Apfel), womit man auf den Erfolg der Vespa 50 Special Bezug nehmen wollte.

Von der Vespa Sprint gab es zwei Serien. Das erste Modell, das Vespa Sprint genannt und von 1965 bis 1974 gebaut wurde, sowie die ab 1969 produzierte Vespa Sprint Veloce. Beide Modelle haben einen Zweitakt-Drehschiebermotor mit 145 Kubikzentimetern Hubraum. Der Motor der Vespa Sprint Veloce leistet aber aufgrund der höheren Verdichtung 8 statt 7 PS. Die Motorleistung wird über ein Vierganggetriebe mit Drehgriffschaltung an das Hinterrad übertragen.

Die Vespa TS 125 hatte in der langen Tradition der Motorroller nur ein Gastspiel. Lediglich drei Jahre lang wurde sie ab 1975 produziert und bildet technisch gesehen den Übergang von der GTR ...

... zur ab 1978 gebauten Vespa P125X. Auf der Lenkstange war ein völlig neuartiges Tachometer angebracht und das Modell war auch dank der neuen Federung und dem teleskopischen Stoßdämpfer extrem innovativ.

Die Vespa ET3 125 wurde speziell für den Export gebaut und hatte dieselben Eigenschaften der italienischen ET3. Dazu gehören der Sattel, das Ventilatorgehäuse und die Farbpalette. Sie war in Japan sehr beliebt und wurde dort sogar bis in die Mitte der 90er-Jahre verkauft.

Nach dem Erfolg der Vespa 180 entwarf Piaggio 1972 zum ersten Mal ein Modell mit einem 200 Kubikzentimeter großen Motor. Die Reaktion auf dieses neue Produkt war überraschend groß. Kunden waren bereit, monatelang auf die Lieferung zu warten. Zwischen 1972 und 1979 wurden mehr als 41.700 Exemplare der Vespa Rally 200 hergestellt.

Die 100 Sport ist ein aus der Vespa 90 hervorgegangenes Modell und wurde entworfen, als in den USA ein neues Gesetz zum Führen von Motorrädern und -rollern verabschiedet wurde. Die Rücklichter sind bei diesem Modell wesentlich größer. Die Steigerung der Leistung von 90 auf 100 Kubikzentimeter wurde durch die Vergrößerung des Zylinderrohrs erreicht.

Die Vespa PK 50 folgt 1983 der Primavera. Das Nachfolgemodell bekommt eine modernere, dem Zeitgeist der 80er-Jahre entsprechende geglättete Karosserie, ist mit einem 3- oder 4-Gang-Getriebe ausgestattet und hat gegen Aufpreis sogar einen Elektrostarter.

Die Vespa 125 T5 Pole Position wurde 1985 entworfen und verfügte über einen leistungsstärkeren Motor. Die aggressive Form, der Spoiler und der digitale Tacho verliehen diesem Modell fast schon Formel-1-Charakter. Grund für dieses ausgefallene Modell war das Erstarken der Japaner auf dem Rollermarkt, dem Piaggio unbedingt etwas entgegensetzen musste.

Die Neuauflage dieser Vespa 50 Special Revival Anfang der 90er-Jahre war eine Antwort auf die zahlreichen Anfragen der Fans. Von der Revival wurden weltweit nur 3000 Exemplare verkauft. Die Revivial wurde so legendär, dass sie im "Museum of Modern Art" in New York ausgestellt wurde.

Ende der 90er-Jahre schickte Piaggio mit der Vespa-ET-Reihe eine völlig neue Generation von Motorrollern auf die Straße. Befeuert wurden die ET4 von einem umweltfreundlichen 125-Kubikzentimeter-Motor, ...

... Vespa ET2 mit einem modernen und zuverlässigen Zweitaktmotor und Vespa ET2 Injection mit FAST (fully atomized stratified turbulence). Diese Modelle waren die ersten Zweiräder mit einem Zweitaktmotor mit direkter Einspritztechnik, die eine Verringerung des Treibstoffverbrauchs um 30 Prozent und eine Verringerung der Emissionen um 70 Prozent ermöglichten.

Die ab 2005 gebaute Vespa LX ist die stilistisch moderne Version des "Vespino", dem Modell, das seit mehr als 40 Jahren gemeinsam mit dem größeren "Vespone" vermarktet wird. Vespa LX ersetzt die glorreiche Vespa ET (mehr als 460.000 verkaufte Exemplare seit 1996) und ist mit vier Motoren verfügbar, darunter auch Viertakttriebwerke.

50 Jahre nach der Geburt der Vespa GS (Gran Sport), dem ersten sportlichen Motorroller der Geschichte, der heute noch von Liebhabern und Sammlern begehrt wird, nimmt die Vespa GTS 250 den Mythos der eleganten Sportlichkeit als leistungsstärkste, schnellste und technologischste Vespa wieder auf.

Seit November 2011 ist die Vespa GTS bis auf die 300er Klasse angewachsen und verfügt über einen hochmodernen und leistungsstarken Viertaktmotor mit Flüssigkeitskühlung und elektronischer Einspritzdüse. Gebremst wird übrigens mit einer Doppelscheiben-Bremsanlage.

Die Vespa LX 50 HyS wurde 2006 auf den Markt gebracht, um den Mythos auf zwei Rädern zu feiern.

Vespa LXV und Vespa GTV nehmen in Form und Funktion die charakteristischsten Eigenschaften der 50er- und 60er-Jahre wieder auf. Vespa GTV mit 125 und 250 Kubikzentimetern unterscheiden sich aufgrund der hinteren Einbaueinheit auf dem Kotflügel des ersten Prototyps von 1946, während Vespa LXV mit einem 50, 125 und 150 Kubikzentimeter-Antrieb sich an den weichen Formen der Modelle der 60er-Jahre orientiert, bei denen besonders die schlanke und minimalistische Form mit einem sich deutlich abhebenden Lenker und einem zweiteiligen Sattel hervorsticht.

Die Vespa GTS 300 Super bringt 2008 die exklusive Eleganz der Vespa auch in die "über 250 Kubikzentimeter"-Klasse. Mit einem leistungsstarken Viertaktmotor mit Flüssigkühlung und elektronischer Einspritztechnik wird dieses Modell zu einem echten "Sprinter" im Stadtverkehr.

Im Jahr 2011 erfährt auch die Vespa PX 125/150 eine Neuauflage. Sie fährt mit einem luftgekühlten Einzylinder-Zweitaktmotor und hat eine manuelle 4-Gang-Schaltung.

Auf der Motorradmesse EICMA wurde 2012 die Vespa 946 als alltagstaugliches Modell mit den bereits bekannten luftgekühlten Dreiventil-Viertaktmotoren mit 125 und 150 Kubikzentimetern Hubraum präsentiert. Wichtigste Neuerung war ein Antiblockiersystem (ABS) und eine Antriebsschlupfregelung (ASR).

Die Vespa Primavera orientiert sich an der Vespa LX und der Vespa 946. Sie verfügt aber über eine neu konstruierte, selbsttragende Karosserie aus Stahlblech. Und obwohl der Motorroller deutlich größer ist als die Vespa LX, ist sie dennoch sehr wendig und eignet sich bestens für den Stadt- und Kurzstreckenverkehr.

Als sportlicher Ableger der Vespa Primavera wurde im Frühjahr 2014 die Vespa Sprint vorgestellt, die analog zur Vespa S über die Technik der Vespa Primavera verfügt, sich aber in einigen Details von dieser unterscheidet. Auffälligster Unterschied ist der Trapezschweinwerfer. Außerdem verfügt die Sprint über ein 12-Zoll-Fahrwerk, das ihr einen besseren Geradeauslauf beschert. Der Name Sprint verweist auf die Vespa 150 Sprint, ein sportliches Modell aus den 1960ern.

Von der Vespa 946 sollte es jährlich eine neue Edition geben, für jedes Jahr waren aber andere Farben vorgesehen und bereits erschienene Farben sollten nicht mehr aufgelegt werden. 2016 war es Rot.

Auch die Vespa Sei Giorni ist ein Sondermodell aus dem Jahr 2017. Diese Version soll an die "Sei Giorni Internationale di Varese" erinnern, wo 1951 neun Goldmedaillen gewonnen wurden. Der "Faro Basso", der Scheinwerfer auf dem vorderen Schutzblech und der Rohrlenker sind Stilelemente, die ebenso an die historische "Sei Giorni" erinnern sollen. Die schwarzen Startnummerntafeln mit der weißen 6 sind eine Reminiszenz an die erfolgreichen Wettbewerbsmodelle.

2018 versucht sich Piaggio mit der Vespa Elettrica erstmals an einem E-Roller. Und immerhin: der Elettrica stromert bis zu 100 Kilometer weit und hat eine Spitzengeschwindigkeit von 45 km/h.

Mit der Vespa GTS HPE hält 2019 der stärkste Motor, der jemals in eine Serien-Wespe verbaut wurde, Einzug. Die High Performance Engine (HPE) leistet 24 PS und stellt ein maximales Drehmoment von 26 Newtonmetern zur Verfügung.

Ein echter Sonnenschein ist die Vespa Primavera "Sean Wotherspoon", die seit 2020 auf dem Markt ist. Ein Potpourri aus Farben und Materialien geben ihr ihren einzigartigen Look.

Und dieses Jahr? Gibt es zum 75. Geburtstag zwei Sondermodelle: die Vespa 75. Allen Sondermodellen gemein ist die Lackierung in einem speziellen Metallc-Gelb-Ton, den Piaggio "Giallo 75th" nennt. Dazu kommt eine Nubukleder-Sitzbank in Rauchgrau mit Paspelierung, grau lackierte Felgen und eine Vielzahl verchromter Details.