Das Projekt kostete insgesamt mehr als 120 Millionen Euro
Am Samstag gegen RB Leipzig (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker) spielt der SC Freiburg erstmals in seinem neuen Stadion - in dem auch die Erinnerung an die Kultstätte Dreisamstadion lebendig ist.
Der Blick von oben auf die neue Heimat des SC Freiburg. picture alliance / Zoonar
Von der Haupttribüne aus kann man - wenn man günstig sitzt - auf die dunkelgrünen Hügel des nahen Schwarzwalds blicken. Ein fast noch schönerer Ausblick als im altehrwürdigen Dreisamstadion, das unmittelbar an den kleinen Fluss und den Wald grenzte. So malerisch liegt das neue Europa-Park-Stadion des SC Freiburg zwischen Messegebäuden und Flugplatz im Norden der Stadt nicht mehr.
Zu den für das Bauwerk geplanten 76,5 Millionen Euro Kosten steuerte die Kommune einen Investitionszuschuss von 9,5 Millionen Euro bei. Den Rest stemmte der SC, der das Geschäftsjahr trotz Corona und dem Stadionporjekt mit einem Gewinn abschließen konnte: 26,45 Millionen Euro flossen über Eigenkapital, 40,5 Millionen Euro über Fremddarlehen. Die sollen über eine jährliche Pacht von 3,8 Millionen Euro (2. Liga: 2,5 Millionen Euro) getilgt werden. Das Stadion gehört eine gemeinsamen Trägergesellschaft von Stadt und Verein - und soll den Sport-Club in eine neue Ära katapultieren. Das erwartet Fans im Neubau:
Kapazität: 34700 Fans passen insgesamt ins Stadion - vorausgesetzt es kann ohne Auflagen voll ausgelastet werden. 9000 Stehplätze auf der Südtribüne sollen das Herz des SC-Fanblocks bilden, auf der gegenüberliegenden Nordtribüne gibt es einen zweiten Stehplatzbereich - genau wie auch im Dreisamstadion. Insgesamt sind 36 Prozent der Plätze Steher: 12400. In jedem Block rundum gibt es Plätze für Rollstuhlfahrer (144) und Begleitpersonen. Zudem kommen 2000 Businessplätze, davon 200 in 20 Logen, die auch die VIP-Kapazitäten deutlich erweitern.
Konstruktion: Das Spielfeld ist rund fünf Meter tiefer als das umliegende Gelände gelegt worden. Das liegt unter anderem am nahegelegenen Flugplatz, der so einfach anzusteuern ist. Anders als im Dreisamstadion kommt die Dachkonstruktion im Innenraum ohne Stützen aus - von jedem Platz ist also freie Sicht auf den Rasen gewährleistet. Dafür ziehen Streben an der Außenseite des Stadions die Dachlast bis zu 12 Meter tief ins Fundament. Flutlichtmasten gibt es nicht mehr - die Beleuchtung des Spielfelds funktioniert inzwischen über rundum im Stadiondach angebrachte LED-Scheinwerfer. Damit tagsüber viel Licht in den Innenraum fällt, sind teile der Dachkonstruktion transparent gestaltet.
Der Innenraum des Europa-Park-Stadions. picture alliance / Pressefoto Rudel
Flair: Noch wirkt der Umlaufbereich sehr grau, meist ist nackter Beton zu sehen. Das sorgte für Kritik aus der Fanszene. Der Verein betont aber, dass es eine Arbeitsgruppe gebe, die für mehr Farbe sorgen wird. In den Businessräumen und den Funktionsräumen im Hauptgebäude ist dagegen bereits viel Holz verarbeitet, im Eingangsbereich hängt beispielsweise ein großes Foto des Dreisamstadions.
Nachhaltigkeit: Die Innenräume werden mittels Fernwärme beheizt, die aus einem nahegelegenen Industriegebiet kommt. Anfang nächsten Jahres soll auch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach installiert werden und Strom aus Sonnenenergie liefern. Freiburgs neues Stadion soll rechnerisch klimaneutral werden.
Infrastruktur: 3700 Stellplätze für Fahrräder stehen 2100 Plätzen für Busse und PKW gegenüber. Die Erschließung des Geländes ließ sich die Stadt Freiburg 51 Millionen Euro kosten und baute dafür eigens neue Haltestellen für Straßenbahn, S-Bahn und Busse. Geplant ist außerdem, zukünftig Ladesäulen für E-Autos zu errichten. Gästemannschaften können theoretisch auf dem Flugplatz nebenan landen - das ist aber nicht mit jeder Maschine möglich.