Hilfe für das Heimatland  – Ukrainische Botschaft sammelt Spenden und bittet Schweiz um Unterstützung  | Tages-Anzeiger

2022-09-17 11:20:06 By : Ms. Jenny Wong

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Noch bevor sich Tausende Menschen am Samstag in Bern zur Antikriegsdemo einfanden, versammelte sich die Gemeinschaft der Ukrainer in der Schweiz beim Berner Helvetiaplatz. Die Kundgebung in Sichtdistanz zur ukrainischen Botschaft hatte Organisator Franck Labourey aus Neuville FR schon vor zwei Wochen angemeldet, lange bevor der Krieg ausbrach. «Ich wollte ein Zeichen gegen die Gewalt im Donbass setzen», sagt er.

Er rechnete mit 50 Teilnehmern, gekommen sind knapp 500. Fast jeder hier hat Familie oder Bekannte in der Ukraine. Per Whatsapp empfangen sie im Minutentakt die Schreckensmeldungen aus der Heimat. Über denselben Messengerdienst organisiert die ukrainische Diaspora auch die Hilfe aus der Schweiz für ihr Land.

In mehreren Chats wurde in den vergangenen Tagen zu Spenden aufgerufen: «Die Botschaft in Bern sammelt medizinisches Material für die Soldaten und die Zivilpersonen in der Ukraine», hiess es. Gefragt sind vor allem tragbare Defibrillatoren, OP-Schutzkittel und Handschuhe, Venenkatheter, OP-Besteck, Bandagen, Schmerzmittel und Erste-Hilfe-Kits. Falls jemand eine Ambulanz zu verschenken hat: Auch das steht auf der Liste der gesuchten Spendengüter.

Auch an diesem Samstagmorgen noch vor der Kundgebung bringen Leute Spenden in die Botschaft: Kateryna und Dohan Schlichtig kommen aus der Ukraine, haben Familie in Lutsk. «Wir haben Shampoo, Powerbanks und Verbandsmaterial gebracht», sagen sie.

Oleh Bidnov, der erste Assistent des ukrainischen Botschafters, hat die Sammlung koordiniert. Er sucht zurzeit vor allem auch Schutzwesten und Helme – auch Funkgeräte der Marke Motorola sind gefragt. «Zur Unterstützung der Truppen», wie er sagt. Klar, die Schweiz sei ein neutrales Land, sagt er. Doch halte dies die Leute in der Schweiz nicht davon ab, Material zu spenden, das dann in die Ukraine gebracht werde, sagt er. Nächste Woche wollen sie in einem kleinen Transporter das Material in Richtung Osten fahren.

Auch der ukrainische Botschafter in der Schweiz, Artem Rybchenko, spricht an der Kundgebung. Er stammt aus Kiew, hat Familie dort, die nun in Bunkern dem russischen Bombardement ausgeliefert ist. «Vor allem die Kinder sind Opfer in diesem Krieg», sagt er im Gespräch nach der Kundgebung. «Es ist furchtbar.»

Dem Botschafter sieht man an, dass er in den vergangenen Tagen nur wenig geschlafen hat, auf seinem Mobiltelefon werden im Minutentakt Nachrichten angezeigt. Darunter ist wohl auch das Verteidigungsministerium. «Es ist Krieg, wir sind um jede Hilfe froh», sagt Rybchenko.

Auch von der Schweiz wünscht er sich mehr Unterstützung, wie er sagt. Nicht nur im humanitären Bereich. «Je schärfer die Sanktionen der Schweiz gegen Russland sind , desto besser», sagt Rybchenko. Er werde dieses Anliegen offiziell bei der Schweizer Regierung vorbringen. «Wir wollen, dass analog zu den Sanktionen in der EU Vermögen von russischen Regierungsmitgliedern eingefroren werden.»

Bereits angelaufen ist die humanitäre Hilfe, wie die Ukrainer sagen. Die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) unterstützt die Ukraine mit Hilfsmaterial. «Millionen Menschen sind jetzt auf die Hilfe aus dem Ausland angewiesen», sagt Rybchenko.