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2022-07-29 09:44:13 By : Mr. Johnson Zeng

Drei Männer sollen einen 42-jährigen Mann vor einer Bar durch Kopfschüsse getötet haben. Dem voraus ging eine jahrelange Feindschaft. Nun wurden sie angeklagt.

Es fing an mit einem Streit um einen Kino-Sitzplatz in Berlin, jahrelang schwelte deshalb die Fehde zwischen zwei Roma-Familien aus Bosnien-Herzegowina und gipfelte schließlich in Blutrache. Am Ende ist ein 42 Jahre alter Mann vor einer Shisha-Bar in Wedding regelrecht hingerichtet worden. Jetzt hat die Berliner Staatsanwaltschaft in dem Fall gegen drei Männer im Alter von 29, 34 und 52 Jahren Anklage wegen gemeinschaftlichen Mordes erhoben.

Die Tat der beiden Brüder und ihres Vaters geschah am 2. Oktober 2021. Auf dem Gehweg wurde ein 42-Jähriger durch zwei gezielte Schüsse in den Kopf getötet. Das Motiv für das Verbrechen: Die Schwester und Tochter der Angeklagten wurde bei einer Auseinandersetzung mit dem 42-Jährigen durch einen Schuss getötet – versehentlich und durch die Waffe ihrer eigenen Familie.

Bis zu den Schüssen vor der Shisha-Bar dauerte die Fehde zwischen den beiden Familien von Opfer und Täter schon 16 Jahre an. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass sich Verwicklungen nach einen einem Streit um einen Sitzplatz in einem Kino zu einer Familienfehde ausgewachsen haben. Mehrere Streitigkeiten sollen in den Folgejahren zwar beigelegt worden sein, doch es soll vermehrt zu Auseinandersetzungen gekommen sein.

Bei einer Hochzeitsfeier im Oktober 2018 trafen die Familien wieder aufeinander. Sie sollen sich gegenseitig beleidigt haben. Der später erschossene Mann soll damals von Mitgliedern der anderen Familie minutenlang geschlagen, getreten und erheblich verletzt worden sein. Zwei der jetzt wegen Mordes Angeklagten waren deshalb 2019 belangt worden.

Das Landgericht hatte den heute 34-Jährigen und seinen Vater wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung jeweils zu drei Jahren Haft verurteilt. Die Richter hielten ihnen zugute, sie hätten dem Mann nur einen Denkzettel verpassen wollen – und sie hätten Reue und Einsicht in das Unrecht gezeigt.

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Die Richter haben sich in den Männern offenbar getäuscht. Bei der Hochzeitsfeier war auch die Schwester und Tochter der jetzt Angeklagten getötet worden. Bei dem Angriff ihrer Familie hatte einer ihrer Angehörigen eine Schusswaffe dabei, die nicht gesichert war. Ein Schuss löste sich und traf die Frau, sie wurde dabei tödlich verletzt.

Obwohl die Angreiferfamilie die Frau aus ihrer eigenen Familie getötet hatte, machte sie den angegriffenen Mann aus der anderen Familie dafür verantwortlich. Ermittler berichten von Drohungen gegen ihnen, von Schwüren, dass an ihm Blutrache genommen werde.

Auch sogenannte Friedensrichter sollen von den beiden Familien eingeschaltet worden sein, eine Paralleljustiz für milieuinterne Schlichtungsverfahren. Das Ergebnis: Das spätere Opfer musste Berlin verlassen, im September soll ihm signalisiert worden sein, er könne zurückkommen.

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Bei den tödlichen Schüssen auf den 42-Jährigen hatten der Vater und sein 34-jähriger Spross die Strafe für die Gewalttat bei der Hochzeitsfeier noch nicht verbüßt. Doch sie waren im offenen Vollzug, konnten tagsüber das Gefängnis verlassen. Der Vater und seine beiden Söhne saßen dann am 2. Oktober in der Shisha-Bar, als der 42-Jährige dort ebenfalls erschien, soll sich das Trio provoziert gefühlt haben. Dann drückten sie ab.

Der Vater und ein Sohn wurden gefasst und kamen in den geschlossenen Vollzug. Der 29-Jährige wurde auf der Flucht zwei Wochen nach der Tat im bayerischen Regensburg festgenommen.

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