Zwei Sporthallen, ein Konzept

2022-08-20 11:54:35 By : Ms. Fiona Wang

Steinheim. Ein alter Tisch mit Stühlen drum herum steht einsam und verlassen in der riesigen Halle: Ob die Bauarbeiter dort ihre Mittagspause verbringen, weiß Architekt und Projektleiter Arnd Füldner vom städtischen Bauamt zwar nicht, sehr wohl aber, wie lange die Modernisierung der Riedhalle noch dauert.

Zuletzt gab es Verzögerungen bei der Prallwand. Die Lieferung des Holzes verzögerte sich, jetzt sind die grau lasierten Fichtenhölzer aber da und konnten Latte für Latte verschraubt werden. „Das wird alles von Hand gemacht, da ist man zwei Monate beschäftigt, mindestens“, weiß Füldner. Die Paneele gehen bis hoch an die Decke, auch aus Gründen der Akustik. Am einen Hallenende ist noch eine große Fläche ausgespart für das neue Actioncenter. Hier können in Zukunft verschiedene Klettergeräte ausgeklappt werden. Durch die graue Lasur wirkt die Halle fast schon elegant – wenn man dies von einer Sporthalle behaupten kann –, wenn auch etwas dunkel. Was daran liegt, dass die Oberlichter aus Gründen der Dichtigkeit geschlossen wurden. „Oberlichter bedeuten auch Wärmeverlust“, so Bauamtsleiter Frank Fussenegger. Nachteil ist, dass die Halle somit immer künstlich beleuchtet werden muss, selbstverständlich sind überall LED-Leuchten verbaut. Rein theoretisch könne man 100 Jahre Strom verbrauchen, ehe sich die Investition Oberlichter lohne.

Zwischen den beiden Tribünenaufgängen entsteht ein Kiosk, den die Vereine für die Bewirtung nutzen können, das Foyer ist bestuhlt. Der Haupteingang für Gäste besteht aus einem Windfang, der neu angebaut wurde, und einer gelben Tür – in der Riedhalle ist Gelb die Akzentfarbe. Der Sportboden hat als Grundfarbe ebenfalls Gelb, die Bodenleger sollen noch im August mit der Arbeit beginnen. Die Unterbodenkonstruktion sei Gott sei Dank schon fertig, so Füldner, denn das Birkenholz werde zum Teil aus Russland geliefert, weshalb es jetzt durch den Ukraine-Krieg Probleme gebe. Bis Ende des Jahres sollen alle Gewerke fertig sein. „Wir wünschen uns, dass wir die Halle im Januar in Betrieb nehmen können“, so Füldner.

Ursprünglich sollte die Riedhalle im August fertig sein, aber durch Mehrarbeiten verzögerte sich die Maßnahme etwas. Zudem kam es zu Mehrkosten. Zunächst bei der Dachabdichtung. Das spezielle Trapezblech aus den 70er Jahren war so nicht mehr herstellbar. Steigende Baupreise kamen hinzu und führten zu Kosten von rund 320000 Euro. Die WCs wurden noch vergrößert und die Außenanlagen etwas großzügiger und grüner gestaltet, was ebenfalls zu Mehrkosten führte. Der Vorplatz wird gepflastert und davor als Abgrenzung zu den Parkplätzen ein Beet gepflanzt. Ob die Ahornbäume stehenbleiben können oder ob sie zu sehr unter den Bauarbeiten gelitten haben, muss noch geklärt werden. Wenn sie nicht erhalten werden können, werden neue Bäume gepflanzt. Insgesamt belaufen sich die Kosten Stand jetzt auf 4,9 Millionen Euro.

Der Sportlereingang befindet sich hinten am Gebäude bei der neu angebauten Trainingshalle. Zwischen den beiden Bauten sind die Umkleiden angeordnet, die so von beiden Hallen aus genutzt werden können. „Eine pfiffige Idee, die zudem platzsparend ist“, ist Füldner noch jetzt begeistert. Außerdem konnte so der Trainingsbetrieb die ganze Zeit aufrechterhalten werden, trainiert wurde in der für knapp drei Millionen Euro neu gebauten Trainingshalle, die seit Mai 2021 in Betrieb ist. Die Farbe der Türen weist den Weg in die richtige Halle, denn in der Trainingshalle ist die Akzentfarbe Grün. Das Prinzip der Akzentfarbe zieht sich sogar bis in die Duschen, die an einer Wand gelb oder grün gefliest sind – „beide Farben wirken sehr freundlich“, findet Bauamtsleiter Frank Fussenegger.

Ganz besonderen Charme hat auch der Blick aus der neuen Trainingshalle in Richtung Osten, er fällt direkt auf Bäume. Damit die Sportler von der Sonne nicht geblendet werden, wurde ein Textilscreen eingezogen, das den Blick nach außen weiterhin freigibt, aber doch 90 Prozent des Sonnenlichts reduziert. Da die Sonne an der Westseite stärker blendet, wurde hier eine milchige Jalousie installiert – bedient wird alles über ein schickes Schaltpult im Technikraum. Analog zum gelben Sportboden in der Riedhalle ist hier der Sportboden grün. Außerhalb der Sporthalle sind die Betonböden mit Epoxidharz beschichtet, das zum einen robust ist, zum anderen ebenfalls zum eleganten Erscheinungsbild beiträgt.

Beide Hallen haben ein einheitliches Beschriftungskonzept, damit Feuerwehr und andere Rettungsdienste sofort wissen, wo sie im Ernstfall hinmüssen. „Das ist mit Polizei und Feuerwehr so abgestimmt, sie haben die Pläne vorliegen“, sagt Füldner. Durch die Art und die Farbe der Schilder finden die Dienste die entsprechenden Räume. Ried- und Trainingshalle haben zum Beispiel graue Schilder und zudem ein „R“ in der Bezeichnung. Sukzessive soll das Konzept auf den ganzen Campus ausgeweitet werden, also auch auf die Schulen, das Jugendhaus, die Mensa. Außerdem werden Stelen als Wegweiser zu den Gebäuden aufgestellt.